Von Fremdenverkehr bis Zimmer mit Charme – Tourismussprache im Wandel

Titelbild Attersee Tourismusführer 1948

Schaut man sich die verschiedensten Webauftritte, Urlaubskataloge oder Prospekte an, dann merkt man schon sehr, dass sich die Sprache der Touristiker in den letzten 30 Jahren unheimlich gewandelt hat. Während in der Region Salzkammergut, in der ich hier lebe & arbeite, noch immer mit der „Sommerfrische wie zu Kaiserszeiten“ geworben wird, gibt es in „jüngeren“ touristischen Regionen schon ein ganz neues Vokabular um den Gast von heute auf den verschiedensten Mediakanälen abzuholen.

Ein typisches Beispiel ist das wie im Titel bereits erwähnte Wort „Fremdenverkehr„. Seit den 1980er Jahren wird dafür der heute und das auch vollkommen zurecht besser passende Begriff Tourismus bzw. die Touristik, als Oberbegriff eingesetzt und verwendet. Wer damals also mit „Fremden“, heute freundlicher mit den Urlaubsgästen verkehrte, der war im Sektor des Fremdenverkehrs tätig. Würde man heute wahrscheinlich so nicht mehr verwenden. Oder bieten Sie noch „Fremdenzimmer“ an? Schicken Sie Gäste zum „Fremdenverkehrsamt“ oder ins Tourismusbüro?

Auch die Welttourismusorganisation (UNWTO) spricht heute von der „Tourismus- & Freizeitwirtschaft“ und nicht mehr vom Fremdenverkehr.

Der Fremde wurde zum Gast

Neben der allgemeinen Bezeichnung wird heute auch bei der Beschreibung von Einrichtungen, Ausstattung sowie Ambiente eine ganz andere Sprache eingesetzt. Während man früher das eine oder andere Mal noch von „Zimmer mit Charme„, „urig“ oder „gemütlich“ gesprochen hat, sind diese Begriffe heute mit Holidaycheckbewertungen und der völligen Transparenz im Internet eher nicht mehr zu empfehlen, da man damit eigentlich einen kleinen Mangel kachiert hat, der heute in wenigen Sekunden herausgefunden werden kann.

Blumigkeit der Beschreibungen geht zurück

Auch die gelernte Blumigkeit der Beschreibungen geht stark zurück. Der moderne Gast möchte einerseits verstehen, was wirklich gemeint ist und keine langen Umschreibungen mit Vergleichen von früher finden. Diese Blumigkeit geht aber nicht ganz verloren, nennt man die moderne Methode, die sich daraus entwickelt hat heute „Storytelling“ also zu Deutsch „Geschichten erzählen“.

Generell wird vieles internationaler und viele Begfrifflichkeiten werden garnicht mehr in Deutsch sondern multikulturell durch eingebürgerte Begriffe aus dem englischen Sprachgebrauch ersetzt. Bei der Einrichtung sind es meist Wörter aus dem Französischen, die diesem eine Besonderheit verleihen möchten.

So wird kaum drahtlose Internetverbindung sondern direkt W-LAN* geschrieben, oder statt einer Ferienwohnung das Wort Appartement** in seinen unzähligen Schreibweisen in die Netzauslage gestellt.

Herzlich Willkommen im Tourismus

Einen recht spaßigen Zusammenhang gibt es zwischen dem Tourismus und der Floskel „Herzlich Willkommen„. Gastfreundlich, wie man sich präsentieren möchte, hat diese Redewendung auch den Weg ins Internet gefunden. So war und ist es auch heute noch üblich auf seiner Startseite den Besucher mit den Worten „Herzlich Willkommen“ zu empfangen.

Beschäftigt man sich mit verschiedensten Methoden der Suchmaschinenoptimierung zB für Google oder Bing, stößt man im Sektor Tourismus immer wieder darauf. Ob sie das jetzt glauben oder nicht – und ich erzähle das auch gerne bei meinen Schulungen von Betrieben. Die Verwendung dieser Höflichkeitsfloskel kann durchaus einen Unterschied ausmachen, wie gut ihr Betrieb im Internet bzw. über Suchmaschinen gefunden wird.

Die Zeit der unlesbaren SEO-Texte ist gottseidank vorbei

Möchte man meinen, doch stößt man das eine oder andere Mal auf „ältere“ bzw. ungepflegte Profile oder nicht mehr genutzten Webseiten von Betrieben bei irgendwelchen kostenlosen Webspaceanbietern, wo diese Zeitzeugen unberührt herumtümpeln. Da Google längst seine Logik überarbeitet hat um solche Methoden & Tricks zu unterbinden, werden die Zeitzeugen immer weniger, aber wer sich selbst ein Bild machen möchte, dem sei das archive.org – Verzeichnis ans Herz gelegt, in dem man in die Geschichte des Internets zurückblättern kann.

Seien wir uns ehrlich, die Veränderungen sind gut und sind hoffentlich bis zu allen noch so erfahrenen Touristikern durchgedrungen. Der „Fremde“.. nein, der „Gast“ steht mehr im Mittelpunkt als je zuvor und ist kritisch & anspruchsvoll wie niemals zuvor. Darum sollte man sich als Gastgeber genau darauf spezialisieren, statt einer Suchmaschine diese wertvolle Zeit zu schenken.

 

 

 

* W-LANheißt ausgeschrieben wireless lokal area network, also das drahtlose lokal begrenzte Netzwerk.

** Appartementist die französisch-korrekte Schreibweise, die auch in Deutsch verwendet wird.
Das Apartment kommt aus dem englischen Sprachgebrauch und wird ohne e und ohne Doppel-p geschrieben.

 

Bildnachweis & Copyright:
atterwiki.at | Archiv der Gemeinde Seewalchen am Attersee

 

Markus Mairinger Mein Name ist Markus Mairinger ich schreibe hier in diesem Blog und biete Ihnen als Agentur den perfekten Service für Ihren touristischen Betrieb. Meine Expertise liegt vorallem im Bereich strategische Entwicklung, Webkonzeption, Suchmaschinenoptimierung und der Webtechnik. Ich selbst bin neugierig und interessiert, wohin die Reise im Tourismus geht. Ideen gibt's genug...

 

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